Die Victoria V35 Bergmeister im Sporteinsatz

(vom Typreferenten Manfred E. Sprenger)

Titelseite der Zeitschrift “Das Motorrad”,
Ausgabe 16. Juni 1956.
Schwere Schwäbische Geländefahrt,
V35 Werks-Geländegespann mit Zweivergaser-Motor,
Fahrer Rudi Ebert

Wir schreiben das Jahr 1954. Die vollkommen neu entwickelte Bergmeister ist seit Ende 1953 im Modellprogramm. Nach zwei Jahres Entwicklungsarbeit und Investitionen in die Produktionsanlagen will die Firmenleitung Verkaufszahlen sehen die diesen Einsatz in barer Münze umsetzen. Dafür muss die nicht gerade preiswerte „Bergmeister“ dem Zweiradpublikum schmackhaft gemacht werden. Händler, Kaufinteressenten und Skeptiker müssen von der Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit der V 35 überzeugt werden. Das Zauberwort für die Lösung der Verkaufsstrategie heißt Motorsport. Klassischer Straßenrennsport als Verkaufshilfe und die damit verbundene kostspielige Entwicklung vom speziellen Hochleistungsmaschinen war bei Victoria nicht eingeplant.
Die Motorräder sollten möglichst seriennah sein, damit der Kunde sein Motorrad in der vom Werk eingesetzten Maschine wiedererkennt und damit die Erfolge der Werksfahrer auch für Ottonormalfahrer nachvollziehbar sind.
Ganz profan „Wettbewerbsabteilung“ nennt deshalb sich die Gruppe von Männern um deren Chef Walfried Winkler der sich vor dem Krieg einen Namen als mehrfacher Europameister und Rekordfahrer bei DKW gemacht hat.
Unter Wettbewerben verstand man Langstreckenfahrten und Geländewettbewerbe (heute nennt man das Enduro). Die Wettbewerbsabteilung ist die Victoria- PS- Küche und hier werden die optisch „serienmäßigen“ Motorräder für den jeweiligen Wettbewerb vorbereitet.

Der Umbau auf eine 2-Vergaseranlage bei der V 35 ist Grundvoraussetzung. Hier ist der Arbeitsplatz von Rudi Ebert, der als Gespannspezialist sofort von der Aero auf die Bergmeister wechselte. Das Jahr 1954 sollte die sportliche Bewährungsprobe für die V 35 sein. Schon im April holt Ebert bei der Nordbayrischen Geländefahrt eine erste „Goldene“ mit der Bergmeister. Diese Erfolgsserie setzt sich fort: Oberallgäuer Bergfahrt, Westdeutsche- und Oberpfälzer Zuverlässigkeitsfahrt, Österreichische Alpenfahrt.
Dann folgt von 2.-4. Juli die Trophée Motocycliste Monaco, kurz Rallye Monte Carlo, sie war in diesem Jahr das letzte mal auch für Motorräder ausgeschrieben. Ein Sieg in der Gespannklasse wurde auch hier von Rudi Ebert geholt, außerdem schaffte Oelerich gleich bei seinem ersten Einsatz mit der Solo-V35 und Goppert in der 250er Klasse den Klassensieg. Bedauerlicherweise verunglückte Mannschaftskollege Georg Dotterweich mir seinem V35-Gespann so schwer, das seine Motorsportlaufbahn ein jähes Ende findet.
Zwei Wochen später stand schon der nächste Kilometer-Marathon auf dem Terminplan. Der Veranstalter, die Royal- Motor- Union Liege als belgischer Motorsport Club hat eine  Dauer-, Regelmäßigkeits- und Fernfahrtmeisterschaft für Inhaber der internationalen FIM-Lizenz ausgeschrieben.