Rahmen

Für den direkten Vergleich der Rahmen wurden zwei Exemplare gegenübergestellt, die vom Baujahr extrem weit auseinanderliegen. Der alte Rahmen hat die Nr. 35/152  (die 35 steht für V 35 und hat mit der Rahmennummer nichts zu tun, die kommt erst nach dem Querstrich).

Typenschild mit aus dem Schema fallender Rahmennummer und Baujahr 1958.

Der neue Rahmen ist ein besonders interessantes Exemplar (siehe Bild Typenschild links). Nach der Auswertung der Prospektblätter wurde die Produktion der V 35 im Jahr 1956 offiziell eingestellt.

Dieser Rahmen mit dem originalen Typenschild ist mit dem Baujahr 1958 gestempelt und hat mit 20162 eine Nummer die vollkommen aus den fortlaufenden Rahmennummern bis etwas über 5000 bei Produktionsende herausfällt. Als Erklärung kann man heranführen, daß auf einzelne Kundenbestellung weiterhin V 35 aus den reichlich vorhandenen Teilen zusammengebaut und verkauft wurden und dafür eine andere Rahmenkennung verwendet wurde.

Die höchste bekannte Rahmennummer im Schema ist die 35/5025, dieser Rahmen befindet sich im Besitz unseres IG-Kollegen Anton Grabinger. Falls jemand einen Rahmen mit noch höherer Nummer besitzt, bitte per
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Der Rahmen hatte eine „Sollbruchstelle“ im Bereich zwischen Fußrastenaufnahme und dem Ständeranschlag (Pfeil auf dem Bild links), sowohl auf der linken wie auf der rechten Rahmenseite.
Es lohnt sich diesen Bereich im Auge zu behalten bzw. bei der Restaurierung genau zu untersuchen.
Der Rahmen wird durch einen Haarriss deshalb beim Fahrbetrieb nicht auseinanderbrechen, aber es ist ärgerlich wenn man das Malheur erst feststellt, wenn der Rahmen neu lackiert ist und das Motorrad schon gefahren wird.

Diese Stelle erfuhr bei den späteren Rahmen eine Verstärkung, die auf der Rahmeninnenseite (Bild unten) verschweißt war. Interessanterweise wurde die Lücke zwischen der Verstärkung und dem Ständeranschlag nicht verschweißt.

Da heute viele Motorradveteranen mehr Kilometer auf dem Hänger spazieren gefahren werden als auf eigener Achse sollte unbedingt darauf geachtet werden, daß die V 35 beim Hängertransport nicht auf dem Hauptständer stehend transportiert wird. Alle Schläge die der Hänger von der Fahrbahn abbekommt, belasten genauso punktuell diese Rahmenstelle.

Rahmen alt mit “Sollbruchstelle” (oben)
und neu mit Verstärkungsblech (unten)

Änderungen an Knotenblech und Schweißnaht:
Alt mit durchgehender Naht (oben) und neu mit abgesetzter Naht sowie vorgeprägter Stelle für Seitenwagensteckdose (unten)

Eine weitere Änderung am Rahmen betrifft das Knotenblech für die Aufnahme des Gummiblocks vom Fahrersitz bzw. von der Sitzbank. Auf dem Bild oben kann man gut die seitlich durchlaufende Schweißnaht erkennen.

Bei den späteren Rahmen (Bild unten) wurde diese Schweißnaht unterbrochen und nur noch an den Enden und in der Mitte auf einer Länge von ca. 6 cm verschweißt. Der Stabilität tat diese Maßnahme mit Sicherheit keinen Abbruch.

Eine zusätzliche Änderung der späteren Rahmen kann man auf dem Bild unten gut sehen. Üblicherweise war auf der rechten Seite des Knotenblechs eine flache gestanzte Stelle mit einer Bohrung für die Verschraubung der Steckdose des Stromsteckers vom Seitenwagen. Auf den späteren Rahmen war diese flach gestanzte Stelle (ohne Bohrung) auch auf der linken Rahmenseite zu finden. Das war wohl einen Option für den Linksverkehr und damit für den linksseitig angebauten Seitenwagen.

Der Rahmen war mit seinen vielen Verstärkungen im Ganzen stabil ausgelegt und von Anfang  für den Einsatz mit Seitenwagen konzipiert. Der potentielle Gespannfahrer brauchte keine Rohrschellen als Seitenwagenhalterung anzuschrauben. Bei einem so exklusiven Motorrad wie der Bergmeister waren die Muffen mit Gewinde bereits am Rahmen verschweißt (Bild oben). Der Solofahrer hatte in diesen Gewindemuffen Verschlußschrauben aus Aluminium.
Bei den späteren Rahmen war diese Muffe auch auf der linken Rahmenseite zu finden. Ein Gewinde ist jetzt nicht mehr in der Muffe zu finden, dafür war auch die mittlere Rahmenstrebe zwischen den beiden Muffen als Rohr ausgelegt um einen durchgehenden Bolzen mit Muttersicherung als Seitenwagenhalterung zu verwenden.
An dieser Stelle noch einen kleinen Schwenk zur Exportsituation der Bergmeister. Der durchgehende Bolzen für die Seitenwagenhalterung beinhaltete wieder die besagte Option für den Linksanbau des Seitenwagens. Länder mit Linksverkehr, und nur dort wird der Seitenwagen in der Regel links angeschraubt, haben allerdings nie die V 35 im großen Stil importiert. In Europa wäre da in erster Linie Großbritannien und Schweden (bis 1967) in Frage gekommen, wo eine eigene vielfältige Motorradpalette alteingesessener Hersteller und das Ego der Engländer den Import der allzu hausbackenen deutschen Maschinen

Vordere Seitenwagenmuffe, alt nur rechts mit Gewinde (oben) neu beidseitig als durchgehendes gewindeloses Rohr (unten)

weitestgehend ausschloss. In unserem weltweit geführten Register der V 35-Besitzer haben wir bislang nur ein einziges Exemplar in England aufgetan, und das steht im Museum des früheren Trial-Weltmeisters Sammy Miller in Bashley Manor wo noch andere Raritäten von „kontinentalen“ Motorrädern zu finden sind. In den USA dagegen sind ca. 50 Bergmeister bekannt, von denen wir 20 Besitzer registriert haben.

Angerissenes Getriebeaufnahmeblech (Pfeil)

Das Bild rechts soll das Augenmerk auf eine Stelle am Rahmen lenken, die auf jeden Fall von den Bergmeister-Besitzern überprüft, oder bei der Restaurierung gleich verstärkt werden sollte. Es zeigt das Getriebeauflageblech, und zwar von unten, weshalb auch der Ständeranschlag (ohne Gummi) zu sehen ist.
Der Pfeil zeigt auf die Stelle, wo das Blech über die ganze Länge gerissen ist, das obere Blech ist noch unversehrt.
Dieser Defekt ist typisch für Fahrzeuge, deren Gummis an der Getriebebefestigung (Bild 6a im Teilekatalog)  ausgeschlagen sind. Das Blech ist an der abgekanteten Stelle gebrochen, da es bei jedem Lastwechsel einen Schlag bekommt. Die Schweißnaht (gestrichelte Linie) ist sowohl oben wie unten ca. 10 mm von der Kantstelle entfernt. Eine konstruktive Veränderung zur Verstärkung wurde vom Werk nicht vorgenommen.